Evangelische Johannes-Kirchengemeinde Lüdenscheid
Gottesdienste und Andachten
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Bleiben Sie behütet und gesund!
Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt

„Früher mussten wir viel mehr auswendig lernen.“ Wer kennt ihn nicht!? Diesen Satz, der immer fällt, wenn man sich über „Konfirmandenunterricht früher und heute“ unterhält.

Zu dem, was ich damals auswendig lernen „musste“, gehörte das Lied „Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt“ (EG 604) - ich glaube, nur die erste Strophe. Viel mehr ist jedenfalls auswendig nicht hängen geblieben. Der Dichter, Martin Gotthard Schneider, dem wir auch die Lieder „Der Gottesdienst soll fröhlich sein“ (EG 169) und „Danke für diesen guten Morgen“ (EG 334) verdanken, würde kommenden Sonntag 90 Jahre alt werden. Als ich „Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt“ im Konfirmandenunterricht auswendig gelernt habe, war es schon nicht mehr „das neueste Liedgut“. Und doch hat es für mich an Aktualität nichts verloren: Mit scharfem Blick für die kirchliche Wirklichkeit vergleicht es das Leben einer Gemeinde mit einer Schiffsmannschaft auf See und spart dabei auch nicht mit Kritik am status quo. So heißt es in der zweiten Strophe: „Das Schiff, das sich Gemeinde nennt, liegt oft im Hafen fest, weil sichs in Sicherheit und Ruh‘ bequemer leben lässt. Man sonnt sich gern im alten Glanz vergangner Herrlichkeit und ist doch heute für den Ruf zur Ausfahrt nicht bereit.“ Oder in der vierten Strophe: „Man redet lang und viel und kommt – kurzsichtig, wie man ist – nur weiter weg vom Ziel.“

Neben diesem kritischen Blick, hat Martin Gotthard Schneider aber auch einen feinen Sinn für die göttliche Verheißung, die diesem Schiff zugesprochen ist. Ein Beispiel aus der dritten Strophe: „Und was die Mannschaft auf dem Schiff, ganz fest zusammenschweißt in Glaube, Hoffnung, Zuversicht, ist Gottes guter Geist.“ Teils mit einem Augenzwinkern beschreiben die fünf Strophen unterschiedliche Situationen, die man in Kirchengemeinden auch heute immer wieder finden kann.

Und zu unserer aktuellen Situation passt dann wahrscheinlich die abschließende Strophe am besten: „Und wenn uns Einsamkeit bedroht, wenn Angst uns überfällt: Viel Freunde sind mit unterwegs auf gleichen Kurs gestellt. Das gibt uns wieder neuen Mut, wir sind nicht mehr allein. So läuft das Schiff nach langer Fahrt in Gottes Hafen ein!“

In diesem Sinne: Alles Gute – und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel!

Ihr Michael Siol