Mein Osterwochenende
Karfreitag war Schatten. Wo Schatten ist, muss Licht sein. Ostern ist Licht. Doch physikalisch betrachtet, muss es auch etwas geben, was den Schatten wirft. Etwas, das von der einen Seite angestrahlt wird und auf der anderen Seite noch im Dunkel liegt. Dieser Gedanke kam mir Karsamstag, diesem „Tag dazwischen“. Wir waren in der Johanneskirche, um den Videogottesdienst für Ostern zu produzieren und versuchten verschiedene Lichteinstellungen. Strahlt man einen Menschen von einer Seite zu hell an, wirkt die andere Gesichtshälfte total dunkel. Wie passend zu diesem Karsamstag. Diesem „Zwischentag“, an dem ich nie so richtig weiß, wie ich mit dem eigentlich umgehen soll. Darf man da rasenmähen, Wäsche aufhängen, Tischtennis spielen?
Karfreitag und Ostern „bestrahlen“ diesen Tag - manche nennen ihn auch „Ostersamstag“ - von zwei Seiten: Der Schatten der Vergangenheit einerseits und das verheißene Licht der Zukunft andererseits. Wie sinnbildlich für unser Leben: es weiß zwar um das verheißene Licht der Zukunft, wird aber die Schatten der Vergangenheit nicht los. Wie sinnbildlich auch für unsere Coronazeit: Wir wissen, sie geht vorbei, sie ist nur eine „Zwischenzeit“; aber greifbar ist das noch nicht. Und so richtig damit umzugehen, weiß ich auch nicht.
Aber eins weiß ich: So wie ich Karfreitag nicht aushalte, ohne an Ostern zu denken,
will ich Corona nicht aushalten, ohne an die Zeit danach zu denken. Und es tut einfach
nur gut, zu wissen, dass wir zu jeder Zeit in Gottes Hand sind. Oder, mit Paulus gesprochen:
„Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes.“ (Röm 8,38-39a)
Bleiben Sie behütet und gesund!
Ihr Michael Siol
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